Kinder- und Jugendprojekt in Nineveh:
Spielbus und IT-Bus

Unsere mobilen Busse erreichen auch die, für die der Weg in unsere Zentren zu weit ist: Er bietet ausbildungs- und spielbasierte Interaktionen für Kinder und Jugendliche in Camps.

Viele Kinder in abgelegenen Lagern für Binnenvertriebene im Nordirak haben Vertreibung, Gewalt und teils Gefangenschaft durch den IS erlebt und leiden unter unsichtbaren Wunden. Betreuung außerhalb der Familie, Gruppenspiele und kreatives Lernen in einer sicheren, nicht wettbewerbsorientierten Umgebung stärken ihre Resilienz und fördern Vertrauen in der Gemeinschaft.

Um diesen Bedürfnissen zu begegnen, hat Jiyan mit Unterstützung des Auswärtigen Amts zwei mobile Projekte entwickelt: den Spielbus und den IT-Bus. Die umgebauten Busse bieten sichere, interaktive Räume für Kinder und Jugendliche, die von Krieg, Vertreibung und Trauma betroffen sind.

 

Auf der Grundlage unserer zweijährigen Studie führen wir dieses Projekt durch, um jesidischen Jugendlichen den Wiedereinstieg in das Bildungssystem zu ermöglichen, damit sie eine Beschäftigung finden und nicht erneut von militärischen Gruppen angeworben oder rekrutiert werden.

Die Möglichkeit zum Wissensaufbau ist in diesem Projekt auch ein Ansatzpunkt, der unseren Psychotherapeut:innen dabei hilft, Jugendliche zu finden, die eine psychologische Behandlung benötigen.

Unser mobiler IT-Bus erreicht Gegenden, die abgelegen von sozialer Infrastruktur gelegen sind.
Ausgestattet mit 12 Laptop-Arbeitsplätzen mit Internetzugang dient der IT-Bus als mobile Lernumgebung für Jugendliche in Camps und Dörfern.
Die Teilnehmenden erwerben grundlegende IT-Kompetenzen wie das Windows-Betriebssystem, Microsoft Office und Adobe Photoshop in Kursen, die in der Regel drei bis fünf Tage dauern.
Am Ende jeden Kurses erhalten sie ein Zertifikat, das ihre neu erworbenen Fähigkeiten bestätigt und ihr Selbstvertrauen für zukünftige Ausbildung und Beschäftigung stärkt.
Während der Spielbus sichere Räume für emotionale Stabilisierung schafft, schließt der IT-Bus eine weitere entscheidende Lücke: digitale Bildung.

IT-Bus: Vermittlung von technischen und IT-Kenntnissen an Geflüchtete und Binnenvertriebene

Digitalisierung auf der Durchreise: Viele jesidische Jugendliche und junge Erwachsene, die in Binnenvertriebenenlagern in der Region Ninive leben, haben keinen Zugang zu den Computertechnologien, die für den Erfolg in vielen modernen Berufsfeldern erforderlich sind. Um diesen jungen Menschen eine nachhaltige Zukunft zu ermöglichen, bauen wir Fähigkeiten auf, indem wir in den Lagern der Region IT-Schulungen anbieten.

Der IT-Bus wurde mit 12 Arbeitsplätzen ausgestattet, an denen die Jugendlichen den Umgang mit grundlegender Software wie Windows OS, MS Office Suite und Adobe Photoshop erlernen können. Nach Abschluss der drei- bis fünftägigen Kurse erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat, das ihre neu erworbenen Fähigkeiten bescheinigt.

Der IT-Bus bietet zudem Raum für psychosoziale Stabilisierung. Das strukturierte Lernen fördert ihren
Selbstwert und Lernerfahrungen in der Gruppe. Dies sind wichtige Fähigkeiten für Jugendliche, die
Traumata erlebt haben, darunter auch solche, die zuvor in bewaffnete Gruppen gezwungen wurden

Unser Spielzeugbus ist ein gerngesehener Gast in seinen Zielorten.
Unsere sportlichen und kreativen Angebote sind für viele dies die einzige Gelegenheit, sich vom oft schwierigen Alltag in den Camps zu abzulenken.
Unsere strukturierten Angebote dienen nicht nur der Unterhaltung, sondern sind auch ein Einstieg in psychosoziale Unterstützung
Kinder (und ihre Eltern) mit dringendem Bedarf werden an unsere Zentren zur spezialisierten Therapie und Unterstützung weitergeleitet.
Alle Kinder sind willkommen, an den Aktivitäten teilzunehmen.
“Wenn meine Kinder vom Spielbus zurück- kehren, sind sie glücklicher und selbstbewusster. Es ist der einzige Ort, an dem sie wieder Kind sein können.” Eine Mutter, ehemaliges IDP-Camp Essyan

Spielzeugbus für Kinder: Spielend Kraft schöpfen

Der Spielzeugbus ist für Kinder bis 12 Jahre gedacht, die zwar Erfahrungen in der IS-Gefangenschaft gemacht haben, aber noch nicht volljährig sind.

Der Bus reist mit abwechslungsreichen Spielzeug, Bastelsachen interaktiven Aktivitäten für Kinder zu Binnenvertriebenenlagern in der Region, um dort auch Kinderfilme vorzuführen. Unser Team organisiert Spiele und Aktivitäten, um mit den Kindern in Kontakt zu treten und Vertrauen in die Gemeinschaft aufzubauen. Zudem bieten unsere Angebote den Kindern die Möglichkeit, wieder unbeschwert zu spielen
und zu lachen.

Die Programmkoordinator:innen werden von einem unserer Psychotherapeuten begleitet, denn die Spielaktivitäten ermöglichet es ihnen, das Verhalten der Kinder behutsam zu beobachten, traumabedingte Herausforderungen zu erkennen und Eltern Hinweise für die weitere Unterstützung zu geben.

Die IT- und Spielzeugbusse verkehren zwischen dem Lager Sharia, dem Lager Khanke, dem Lager Mamrashan, dem Lager Shekhan und dem Lager Essan. Dieses Projekt soll den jesidischen Jugendlichen helfen, wieder in das Bildungssystem einzusteigen, um eine Beschäftigung zu finden und einer erneuten Anwerbung oder Rekrutierung durch militärische Gruppen entgegenzuwirken. Darüber hinaus sollen bei diesem Projekt zum Aufbau von Fähigkeiten kulturelle, soziale und kontextuelle Faktoren berücksichtigt werden, die sich auf die Teilnahme und das Vertrauen in die Projektmitarbeiter auswirken können.

Dieses Projekt entstand aus einem Pilotprojekt „Deradikalisierungs- und Wiedereingliederungsprogramm für ehemalige IS-Kindersoldaten und gefährdete Kinder und Jugendliche“ und anschließenden Untersuchungen, die wir intern im Lager Khanke (Region Duhok) für jesidische Jugendliche und im Lager Laylan (Region Kirkuk) für sunnitische arabische Jugendliche durchgeführt hat.

Dieses Projekt wird mit großzügiger Unterstützung des Auswärtigen Amtes durchgeführt.