Stellungnahme der Jiyan Stiftung für Menschenrechte zur Anerkennung des Völkermords an den Jesid*innen durch den Deutschen Bundestag am 19.1.23

Berlin (Januar 17, 2023) – Die Jiyan Stiftung begrüßt die Anerkennung des Völkermords an den Jesid*innen durch den Bundestag und die weitere Unterstützung der Bundesregierung für die Menschen vor Ort.

„Diese Anerkennung sollte nun aber einhergehen mit der langfristigen Stabilisierung und dem Ausbau der Unterstützung“, so Salah Ahmad, Leiter der Jiyan Stiftung. „Die Traumata der Zehntausenden und die gesellschaftlichen Auswirkungen des Terrors des sogenannten Islamischen Staats werden noch lange anhalten. Unsere Hilfe muss ebenso langfristig angelegt sein, um die noch bestehenden Konfliktlinien zu überwinden.“

Die Jiyan Stiftung arbeitet im Irak zusammen mit weiteren 31 lokalen Organisationen in der Koalition für gerechte Reparationen, kurz C4JR. Sie setzt sich für die Rechte aller Überlebenden der Gräueltaten des Islamischen Staats ein. „Diese Arbeit ist wichtig,“ so Ahmad weiter, „weil individuelle Hilfe nur nachhaltig sein kann, wenn das erlittene Unrecht politisch und gesellschaftlich aufgearbeitet wird. Dabei müssen die Menschen und ihre zivilgesellschaftlichen Organisationen im Mittelpunkt stehen.“

Das Gesetz zur Unterstützung jesidischer (weiblicher) Überlebender, das vom irakischen Parlament am 1. März 2021 beschlossen wurde (Yazidi Women Survivors’ Law, YSL), sei eine gute Basis für diese Arbeit. „Für uns ist das Gesetz die bisherige Krönung unserer Lobbyarbeit“, sagt Salah Ahmad. „Ich wünsche mir, dass die Bundesrepublik Deutschland diese lokalen Initiativen, die die Umsetzung des Gesetzes begleiten, langfristiger und stabiler unterstützt.“

Das YSL ermöglicht auch Frauen aus anderen religiösen und sozialen Gemeinschaften (christlich, Shabak, turkmenisch), die vom Islamischen Staat entführt wurden, den Zugang zu Reparationen. Dasselbe gilt für entführte männliche jesidische Kinder. „Die tatsächliche Umsetzung des Gesetzes muss jedoch von den Überlebenden beobachtet und begleitet werden. Dafür braucht es unsere Unterstützung“, so Ahmad weiter. „Zudem muss das Gesetz auf weitere gesellschaftliche Gruppen ausgeweitet werden.“

Die Jiyan Stiftung für Menschenrechte unterstützt im Irak und in Syrien seit 2005 mit Unterstützung der Bundesregierung Überlebende von Krieg, Terror und sexualisierter Gewalt. Über neun Zentren und angeschlossene Mobilstrukturen versorgt sie die betroffenen Menschen mit psychotherapeutischer, medizinischer und juristischer Hilfe. Teil ihrer Anstrengungen ist es, vertriebenen Überlebenden aus dem vor allem von Jesid*innen bewohnten Gebiet von Sinjar die Rückkehr zu ermöglichen. Voraussetzung dafür ist die Garantie von Frieden, Stabilität und Sicherheit.

Weiterführende Informationen:

Koalition für gerechte Reparationen: https://c4jr.org

Jiyan Stiftung für Menschenrechte: https://de.jiyan.org

 

Über die Jiyan Foundation for Human Rights (Jiyan Stiftung für Menschenrechte)
Die Jiyan Stiftung für Menschenrechte ist eine gemeinnützige Organisation, die Überlebende von Menschenrechtsverletzungen unterstützt, die Grundfreiheiten verteidigt und demokratische Werte in der ganzen Welt fördert. Die Jiyan Foundation setzt sich für den Aufbau demokratischer Gesellschaften ein, die die Würde des Menschen schützen, in denen Erwachsene und Kinder das Recht auf Leben und Freiheit genießen und die Bürger frei von Gewalt, Folter und Terror, häuslicher Gewalt und Menschenrechtsverletzungen sind.

Unsere Programme, Projekte und Initiativen bieten Überlebenden von Traumata, Terror, häuslicher Gewalt und Menschenrechtsverletzungen psychische und medizinische Behandlung und andere Gesundheitsdienste. Mit unserer Arbeit unterstützen wir neun Behandlungszentren, eine Klinik für jesidische Frauen und Familien, einen Heilungsgarten und mobile Teams, die Überlebenden in 11 Flüchtlings- und Binnenvertriebenenlagern in neun Regionen in Kurdistan-Irak, Irak und Syrien helfen. Seit 2005 haben diese Programme über 100.000 Menschen unterstützt.

 

Über die Coalition for Just Reparations (C4JR)
C4JR ist ein Projekt der Jiyan Foundation for Human Rights und eines Bündnisses irakischer zivilgesellschaftlicher Organisationen (CSOs), die die sprachliche, ethnische und religiöse Vielfalt des Irak repräsentieren und die Wiedergutmachungsansprüche von Überlebenden und anderen Opfern von Verbrechen unterstützen, die während des Konflikts mit dem selbsternannten Islamischen Staat im Irak und in Syrien (ISIS-Konflikt im Irak) verübt wurden. C4JR stützt sich auf internationale Menschenrechte und nationales Recht, um das Recht auf Wiedergutmachung für alle zivilen Opfer des bewaffneten ISIS-Konflikts im Irak zu fördern.

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