Berlin, 18.7.2024 – Am 3. August 2014 überfiel die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Sinjar-Region im Irak. Der IS tötete direkt 5.000 Jesidinnen und Jesiden und vertrieb 400.000, fast 7.000 Frauen und Kinder wurden entführt. Bis heute leben etwa 200.000 Menschen in offiziellen und inoffiziellen Camps im Nordirak. Trotz erkennbarer Fortschritte fehlt ein nachhaltiges und ganzheitliches Reparations-konzept für die Überlebenden des Völkermordes. Im Gegenteil: die irakische Regierung möchte die Camps schließen. Gleichzeitig tut die Zentralregierung in Bagdad zu wenig, um die IS-Verbrechen aufzuklären und das Gesetz für überlebende Jesidinnen (Yazidi [Female] Survivors Law / YSL) umzusetzen.

 

Die Jiyan Stiftung für Menschenrechte e.V. fordert, dass Deutschland in seiner Irak-Politik auf eine ganzheitliche Unterstützung der Überlebenden setzt. Die Stiftung begleitet federführend die tatsächliche Umsetzung des Gesetzes in einer Koalition aus NGOs (Coalition for Just Reparations, C4JR) und fördert das ethische Engagement mit den Überlebenden. Hierüber wurde erst kürzlich ein Leitfaden veröffentlicht.

Als 2020 das YSL verabschiedet wurde, galt es als Meilenstein für die Aufarbeitung konfliktbedingter sexualisierter Gewalt. Der Leitfaden zum YSL bewertet die Reparationsmaßnahmen des Irak und soll sicherstellen, dass die Überlebenden Zugang zu holistischen und qualitativ hochwertigen Rehabilitationsmaßnahmen erhalten“, sagt Bojan Gavrilovic, Leiter des Programms für Recht und Gerechtigkeit der Jiyan Stiftung für Menschenrechte, der regelmäßig vor Ort ist. Die Stiftung bietet den Überlebenden psychologische, medizinische, soziale und juristische Unterstützung. „Die Bundesregierung sollte in ihrer Irak-Politik die konsequente Umsetzung des YSL fördern. Unsere Publikationen können der Bundesregierung als Orientierung dienen.“

„Das Trauma der Überlebenden infolge von Terror und Gewalt des IS ist allgegenwärtig. Für die Traumabewältigung spielt Gerechtigkeit eine wichtige Rolle. Die Überlebenden haben ein Recht auf Wiedergutmachung nach internationalem Recht. Dazu gehört unter anderem ein Anspruch auf eine Rehabilitation“, sagt Salah Ahmad, Psychotherapeut und Gründer der Jiyan Stiftung für Menschenrechte. Das YSL umfasst nicht nur die rechtliche Aufarbeitung und finanzielle Unterstützung, sondern auch eine ganzheitliche Rehabilitation durch psychologische und medizinische Unterstützung, die Bereitstellung von Land und Unterkünften sowie Schul- und Berufsausbildungen. Ahmad fordert zudem einen bundesweiten Abschiebestopp für Jesiden und Jesidinnen.

Kontakt für Rückfragen und Interviewanfragen:

 

Dr. Bojan Gavrilovic

Menschenrechtsexperte bei der Jiyan Stiftung für Menschenrechte e.V.

Telefon: 030 – 26 57 93 81

b.gavrilovic@jiyan-foundation.org

 

 

Salah Ahmad

Psychotherapeut und Gründer der Jiyan Stiftung für Menschenrechte e.V.

Telefon: 030 – 26 57 93 80

s.ahmad@jiyan-foundation.org

 

 

press@jiyan.org

www.jiyan.org

Über die Jiyan Stiftung für Menschenrechte e.V. und die Jiyan Foundation for Human Rights
Die Jiyan Stiftung für Menschenrechte ist eine gemeinnützige Organisation, die Überlebende von Menschenrechtsverletzungen unterstützt, die Grundfreiheiten verteidigt und demokratische Werte in der ganzen Welt fördert. Sie setzt sich für den Aufbau demokratischer Gesellschaften ein, die die Würde des Menschen schützen, in denen Erwachsene und Kinder das Recht auf Leben und Freiheit genießen und die Bürger frei von Gewalt, Folter und Terror, häuslicher Gewalt und Menschenrechtsverletzungen sind.

Unsere Programme, Projekte und Initiativen bieten Überlebenden von Traumata, Terror, häuslicher Gewalt und Menschenrechtsverletzungen psychische und medizinische Behandlung und andere Gesundheitsdienste. Mit unserer Arbeit unterstützen wir neun Behandlungszentren, eine Klinik für jesidische Frauen und Familien, einen Heilungsgarten und mobile Teams, die Überlebenden in 11 Flüchtlings- und Binnenvertriebenenlagern in neun Regionen in Kurdistan-Irak, Irak und Syrien helfen. Seit 2005 haben diese Programme über 100.000 Menschen unterstützt.

 

Über die Coalition for Just Reparations (C4JR)
C4JR ist ein Projekt der Jiyan Foundation for Human Rights und eines Bündnisses irakischer zivilgesellschaftlicher Organisationen (CSOs), die die sprachliche, ethnische und religiöse Vielfalt des Irak repräsentieren und die Wiedergutmachungsansprüche von Überlebenden und anderen Opfern von Verbrechen unterstützen, die während des Konflikts mit dem selbsternannten Islamischen Staat im Irak und in Syrien (ISIS-Konflikt im Irak) verübt wurden. C4JR stützt sich auf internationale Menschenrechte und nationales Recht, um das Recht auf Wiedergutmachung für alle zivilen Opfer des bewaffneten ISIS-Konflikts im Irak zu fördern.